Der Präsident träumte…

Der Präsident träumte…

Ich hörte, wie sich jemand auf leisen Sohlen die Treppe hinauf in unser Schlafzimmer schlich und ebenso behutsam an mein Bett trat. Als ich die Augen öffnete, stand da plötzlich der grüne Überseecontainer von der Sentruper Höhe und schluchzte bitterlich.

„Was ist los?“, fragte ich bestürzt, „warum bist Du so traurig, grüner Überseecontainer?“
„Weil ihr mich einfach verkauft habt, ohne die anderen KfK-Mitglieder zu fragen“, schluchzte der rostige Metallklotz.
„Was?“, antwortete ich irritiert, „das stimmt doch gar nicht, grüner Überseecontainer! Auf der KfK-Mitgliederversammlung vom 21. Februar 2013 hat das oberste Organ des KfK Münster e.V., nämlich die Mitgliederversammlung, beschlossen, dass Dein Verkauf angestrebt werden soll. Das steht auch so im Protokoll dieser Versammlung, das wiederum von der Mitgliederversammlung vom 13. Februar 2014 genehmigt und genau so verabschiedet wurde! Das wurde auch alles wie immer so an die Mitglieder verschickt – und alle der damals knapp 50 KfK’ler waren informiert!“
„Echt?“, fragte der Container.
„Echt!“, bestätigte ich. „Ich kann Dir das gerne raussuchen und zuschicken! Hast Du eine E-Mail-Adresse?“
„Grüne Überseecontainer haben keine E-Mail-Adresse!“, antwortetet der grüne Überseecontainer nun schon mit festerer Stimme. „Aber ich vertraue Dir hier mal!“

Das fand ich nun wiederum berührend. Neben 71 von 75 KfK-Mitgliedern hatte ich nun auch einen grünen Überseecontainer, der mir vertraute. Ich suchte nun meinerseits nach einigen tröstenden Worten.

„Weißt Du, grüner Überseecontainer, nachdem wir den Raum für den KfK bezogen haben, hat doch sowieso über zwei Jahre keiner mehr eine Tür bei Dir geöffnet. Du warst den meisten KfK-Mitgliedern doch ohnehin total egal, stimmt’s?!“

Der grüne Überseecontainer rang einen Moment mit sich, nickte dann aber zögerlich.

„Und“, fuhr ich fort, „überleg doch mal, wie es zu der Zeit in Dir aussah? Nur Schrott und Müll, jede Menge Dreck, vor allen Dingen durch die Mäuse, Spinnweben – das sind doch alles keine inneren Werte, die ein grüner Überseecontainer gerne haben möchte, oder?“
„Das stimmt allerdings“, antwortete der grüne Überseecontainer und ich merkte, wie sich seine Haltung langsam straffte. Die Scharniere seiner Türen quietschten leise. Ich spürte, dass ich nun einen Zugang zu ihm gefunden hatte.

„Und heute? Überleg mal, grüner Überseecontainer, wie blitzeblank heute alles in Dir ist, wie oft Du besucht und gebraucht wirst. Und es sind alles junge Leute, die ihr Sportgerät in Dir verstauen, nicht so alte Zausel wie wir, die da rostige Kugeln und ebensolche Pokale horten.“

Ein Lächeln huschte über das Gesicht meines nächtlichen Besuchers. Ich spürte, dass er die Vorteile seines heutigen Seins nun selbst erkannt hatte!

„Geh wieder auf die Sentruper Höhe und mach Dir keine Gedanken, grüner Überseecontainer. Du wirst heute viel mehr gebraucht und gepflegt, als es jemals vorher der Fall war!“

Nun strahlte die mächtige Metallbox – und genauso behände und leise, wie er sich in den Raum geschlichen hatte, verschwand er wieder die Treppe hinunter und aus dem Haus.

Als ich aus diesem Traum erwachte, musste ich mich erst einmal schütteln. Wie kam der grüne Überseecontainer dazu zu denken, dass nicht die deutliche Mehrheit der KfK-Mitglieder seinerzeit beschlossen hatte, ihn zu verkaufen?!

Aber es war ja nur ein Traum.

Schwungvoll wie immer sprang ich aus dem Bett, als meine nackten Füße gegen etwas Weiches traten, das langsam wegkullerte. Nein, es war nicht einer unserer Kater, es war ein American Football…