gez.  P. Tank

gez. P. Tank

Ein König verletzte sich auf der Jagd am Finger. Sein Leibarzt, der immer in seiner Nähe war, behandelte die Wunde. „Wird alles wieder gut?“, fragte der König. Der Arzt antwortete: „Ob gut, ob schlecht – wer weiß das schon?“. Eine Woche später war der Finger entzündet und der Arzt musste die Wunde noch einmal aufschneiden. Der König fragte nach den Heilungschancen und der Arzt meinte nur: „Ob gut, ob schlecht – wer weiß das schon?“

Als der Finger ein paar Tage später amputiert werden musste, war der König furchtbar verärgert und ließ den Arzt ins Gefängnis werfen. Persönlich verriegelte er die Tür und rief: „Nun geht es dir so richtig schlecht!“ Von drinnen kam nur: „Ob gut, ob schlecht – wer weiß das schon?“

Als er genesen war, zog der König wieder auf die Jagd und hatte das Pech, sich im Dschungel zu verlaufen. Ein Stamm der Eingeborenen ergriff und fesselte ihn und wollte ihn den Göttern opfern. Mit dem Messer schon in der Hand prüfte der Schamane noch einmal das Opfer und rief plötzlich: „Lasst ihn frei, er ist nicht makellos. Ihm fehlt ein Finger!“

So kam der König nach Tagen wieder zu seinem Palast zurück und befreite als erstes seinen Arzt aus dem Gefängnis. „Es tut mir leid, das war schlecht von mir,“ entschuldigte sich der König. „Ob gut, ob schlecht – wer weiß das schon?“ meinte der Arzt. „Ich wäre gewiss an Eurer Seite gewesen, als die Eingeborenen ihr Opfer wollten. Und ich habe noch alle Finger …“

(nach Ajahn Brahm „Der Elefant, der das Glück vergaß“)